Gesundheit im Frankenwald: Die Heilpraxis Schwarzenstein

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Das Hamsterrad. Ihr kennt es vermutlich alle. Man rennt und rennt, so dass sich alles nur immer schneller zu drehen scheint. Und irgendwann merkt man, dass man sogar durch seine Freizeit hetzt, während einen Rücken-, Kopf- oder Magenschmerzen quälen. Ein Zeichen dafür, dass man sich nicht gut selbst regulieren kann, würde Heilpraktikerin Elke Wermbter-Gosny an dieser Stelle vermutlich sagen. Sie habe ich kürzlich in ihrer Heilpraxis Schwarzenstein an einem verwunschenen Ort im Frankenwald besucht. Dort steht die zugezogene Ex-Berlinerin bei Themen, wie Stressreduktion, psychische Widerstandsfähigkeit, Allergien und Unverträglichkeiten oder auch optimierte Körperbewegung zur Verfügung. Ihre Alleinstellungsmerkmale: Das Angebot von Skype Sitzungen und  Somatic Expieriencing .

Ein Auftrag von einer Heilpraktikerin. Ich sage es Euch ganz ehrlich: Da war ich schon ein wenig kritisch. Nicht etwa, weil ich den Beruf des Heilpraktikers ablehne. Nein, gar nicht. Ganzheitliche Arbeit mit Körper und Psyche finde ich absolut logisch und auch die gesundheitsorientierte Herangehensweise gefällt mir gut. Nicht umsonst ist die Naturheilkunde bereits an deutschen Universitäten angekommen. Allerdings war ich schon mal bei einer Heilpraktikerin. Und die hatte ein Pendel. War jetzt nicht so mein Ding. Auf meiner Fahrt bin ich entsprechend gespannt, was mich erwartet.

Von Berlin nach Schwarzenbach Wald: Die Heilpraxis Schwarzenstein

Elke Wermbter-Gosny ist vor rund zwei Jahren nach Schwarzenbach am Wald gezogen. Ihre 20 Jahre Praxiserfahrung hat sie in der Großstadt Berlin gesammelt. Beim Einbiegen in ihre Straße erkenne ich gleich, dass der Unterschied zu ihrem neuen Praxisstandort nicht krasser sein könnte. Das verwunschene Haus liegt mitten im Frankenwald. Der Ausblick hier ist einfach atemberaubend. Rechts und links liegen Hügel. Im Winter fühlt es sich bestimmt ein bisschen so an, als wohne man in den Bergen. Eins ist mir in diesem Moment klar: Der Ort hier wirkt schon mal definitiv heilsam!

Behandlungsräume mit Persönlichkeit

Die Heilpraktikerin öffnet mir die Tür. Lächelnd schütteln wir uns die Hand und schwärmen ein wenig über die schöne Gegend. Dann bietet sie mir Tee an und führt mich in ihre Behandlungsräume. Ich staune, als ich feststelle: hier könnte auch meine Mutter leben. Der Stil der Räume ist exakt so, wie der Freigeist, dem ich mein Leben zu verdanken habe, ihn pflegt. Freundliche, warme Farben, gemütliche Polstermöbel, wenig Schnickschnack. Hier ein selbsterschaffenes Gemälde, dort ein kleiner Zimmerbrunnen als Blickfang. Alles ist sehr persönlich. Keine Unsicherheiten, die sich hinter durchgestyltem Ikea-Design verstecken. Kein esoterisches Klimbim, um seinen exklusiven, spirituellen Draht zu betonen. Einfach nur eine Ausstattung, die sagt: Hier bin ich. Fühl dich wohl.

 

Hilfe zur Selbsthilfe bei chronischen Schmerzen und Stress

Ich darf auf dem kleinen Sofa Platz nehmen, dann erzählt mir Elke von ihrem Angebot. Eins ihrer großen Themen ist unliebsamer Stress. „Wir kommen alle verschieden zur Welt. Die einen können Stress besser regulieren und die anderen eben weniger gut. Deshalb möchte ich meinen Klienten dabei helfen, präsent im Alltag zu werden“, erklärt sie mir. Dabei gehe sie meist den Weg über’s Körperliche. „Im Stress sind wir dabei, uns anzuspannen. Der Körper mag aber nicht die ganze Zeit Schmerz erleben, deshalb kompensiert er mit weiterer Spannung. Ähnlich ist es mit der Psyche. Hat sich der Stress da erst mal festgesetzt, ist es eben ein bisschen Arbeit, das wieder loszulassen. Dazu kann man aber auch wieder den Körper einsetzen“, verrät mir die Therapeutin. Dabei sei sie stets vorsichtig, wenn zu den körperlichen Symptomen etwas wie Angststörungen hinzu kämen. „Ich versuche, nichts aufzumachen, was derjenige nicht will“, erklärt sie.

Bei chronischen Schmerzen setze sie außerdem das sogenannte „Somatic Experiencing“ ein. Ein Behandlungsmethode, die im Hofer Raum nur von ihr angeboten werde. „Das nächste Angebot ist in Bayreuth“, erzählt sie. Im Vorfeld habe ich gelesen, dass es sich beim Somatic Expieriencing um eine Form von Körper-Psychotherapie handelt, die vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse arbeitet. „Häufig liegen bei chronischen Schmerzen Unfälle oder Stürze zugrunde. Manchmal liegen die schon so weit in der Vergangenheit, dass die Klienten gar nicht mehr daran denken. Ich hatte mal einen Mann mit chronischen Knieschmerzen da, deren Ursache in einem Autounfall vor vielen Jahren lag. Oder auch eine Frau, deren Rückenschmerzen auf einen Sturz auf dem Schulhof vor 20 Jahren zurückzuführen war.“ Ein Hilfsmittel sei dabei das sogenannte Titrieren der traumatischen Situation, also die Auflösung des Traumas in kleinen, feinen Schritten. Ich höre interessiert zu. Bis jetzt bleiben Pendel und Zauberfedern aus. Die angesprochenen Vorgehensweisen aus der Alternativmedizin sind mir allesamt nicht fremd.

Authentische Sitzungen, auch per Skype

Weil wir gerade so entspannt reden, habe ich das Gefühl, ich kann der Heilpraktikerin meine anfänglichen Befürchtungen verraten. Sie lächelt nur. „Spiritualität ist okay. Ich finde es aber schwierig, wenn versucht wird, alles zwanghaft zu erklären. Wie zum Beispiel oft bei Allergien. Es kann psychische Zusammenhänge geben. Sie sind bloß nicht immer vordergründig an dran – und nicht immer so schnell lösbar. Ich frage in dem Fall lieber: Gibt es Lebensmittel, die das Ganze stützen oder verschlimmern? Ganz einfach. Lösungsorientiert. Allein das Denken ist eben nicht die Lösung.“ Mit dieser Aussage trifft sie bei mir voll ins Schwarze.

Aber auch ihr unkonventionelles Angebot, Sitzungen über Skype abzuhalten finde ich spannend. Wir haben doch alle keine Zeit. Warum also nicht mal Technik nutzen, statt sie nur als Fluch unserer gehetzten Gesellschaft zu begreifen? Ich frage Elke nach den Möglichkeiten und Grenzen des Angebots. „Skype Sitzungen machen vor allem Sinn, wenn jemand weit weg ist. Wenn derjenige bereits gute Ressourcen hat und nur Unterstützung braucht, um sie besser zu nutzen, dann muss er nicht extra hier herkommen. Da reicht es, wenn man alle 14 Tage bis einmal pro Monat gemeinsam hinguckt, was gerade gut für den Patienten ist. Wenig sinnvoll ist das Ganze, wenn derjenige körperliche Beschwerden hat und keine gleichzeitige körpertherapeutische Behandlung erfolgt.“

Lebenslanges Lernen

Doch nicht nur bei ihren Behandlungsmöglichkeiten, auch was ihre eigene Bildung betrifft, ist Elke neugierig geblieben. Elke schwärmt: „Was ich so spannend finde, ist, dass man mit jedem Patienten dazu lernt. Jeder kann sich verschieden einlassen, für jeden gibt es ein anderes persönliches Werkzeug. Und ich finde, für meine Berufsgruppe gilt: Wer was auf sich hält, bildet sich auch weiter oder schlägt mal etwas nach, ohne sich zu schämen.“ Ihre eigene Haltung entspricht dabei der Einstellung, die sie sich für ihre Patienten wünscht: „Je neugieriger ich meinem Leben begegnen kann, desto entspannter, selbstsicherer, lebensfroher bin ich.“

Ich frage noch nach ihrem Hauptkundenstamm und erfahre witzige Details: „Die meisten Leute kommen direkt vom Land. Zum Teil auch Handwerker. Nicht umsonst ist die Behandlung von chronischen Schmerzen eines meiner häufigsten Themen.“ Handwerker bei der Heilpraktikerin. Cool. Elke erzählt mir, wie sie vorgeht, wenn sie „Passt scho“ von ihren Patienten hört und ich muss darüber schmunzeln. Diese Herausforderung gibt es vermutlich auch nur bei uns! Und sie ist so gar nicht vergleichbar mit ihren alten Herausforderungen in Berlin, wo sie es mit Menschen vom Sozialhilfeempfänger bis zum Großverdiener in jedem Alter zu tun hatte. Wir lachen ein wenig über die Unterschiede dieser zwei Welten. Dann verabschiede mich mit einem wirklich guten Gefühl.

Auf dem Heimweg stelle ich fest, dass ich überraschend entspannt bin. Nach Interviews ist das bei mir nicht selbstverständlich. Häufig ist es so, dass die Leute einfach sehr viel und sehr schnell reden. Sie freuen sich einfach über die Wertschätzung ihrer Arbeit. Doch Elke Wermbter-Gosny ruht offensichtlich in sich selbst. Und das ist doch die beste Voraussetzung für jemanden, der helfen will!

 

 

 

 

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